Die Geschichte

Alkoholkonsum gehört zum Alltag vieler junger Menschen einfach dazu – ob auf Parties, in der Clique oder auf öffentlichen Festen. Dabei kann ein immer früheres Einstiegsalter, Kampftrinken mit erhöhter Gewaltbereitschaft und einen sehr problematischen Alkoholkonsum bei Mädchen und Migrant*innen beobachtet werden. Gesundheitsgefahren und das Risiko einer Abhängigkeit werden dabei allzu oft ignoriert oder heruntergespielt.

Als Reaktion darauf wuchs im Werra-Meißner-Kreis nach dem Millenium die Idee, eine mobile, alkoholfreie Cocktailbar einzurichten, an der frisch gemixte alkoholfreie Drinks als Alternative zu alkoholischen Cocktails angeboten werden. Gleichzeitig sollte diese Bar als niedrigschwelliger Ort genutzt werden, an dem Alkoholkonsum mit Kindern, Jugendlichen, Eltern und Multiplikatoren thematisiert werden kann.

Die Kampagne zielt nicht auf einen grundsätzlichen Alkoholverzicht, sondern darauf, einen angemessenen Umgang mit Alkohol zu praktizieren und Alternativen zum Alkoholkonsum kennen und positiv erleben zu können, um auf diese Weise in der breiten Bevölkerung ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es nicht normal ist, dass Kinder und Jugendliche regelmäßig Alkohol trinken und das zum Feiern und Spaß haben zwangsläufig Alkohol konsumiert werden muss.

An diesem Entwicklungsprozess waren viele Kooperationspartner beteiligt: Der Arbeitskreis Jugend und Alkohol (Jugendförderung, Polizei, Selbsthilfe, Jugendpfleger und Ordnungsämter), der Kreisjugendring und in der Umsetzung die Werkstatt für junge Menschen, die den Verkaufswagen umbaute.

Im Mai 2007 wurde die Juice-Box offiziell durch den Landrat des Werra-Meißner-Kreises eröffnet und in Betrieb genommen.

Spezielle Einsatzgebiete

Das Mitarbeiterteam entwickelte für „Indoor-Veranstaltungen“ und als Regenprogramm eine alternative Form der mobilen Cocktailbar. Vor einem Banner bzw. großem Display wird aus einfachen Mitteln eine Bar aufgebaut um auch bei Indoor-Veranstaltungen und bei Regenwetter Cocktails anbieten zu können. In dieser Form wurden verschiedene Empfänge gestaltet für jeweils mehrere hundert Personen (z.B. in Autohäusern und dem Bundessozialgericht in Kassel).

Anlässlich der bundesweiten Aktionswoche Alkohol 2009 gab es einen Sondereinsatz der Juice-Box im Einkaufszentrum DEZ in Kassel. Es war eine gemeinsame Aktion mit anderen Suchthilfeträgern in Nordhessen.

Schul-Workshops

Im Rahmen von Workshops der Fachstelle für Suchthilfe und Prävention stellen die Mitarbeiter der Juice-Box ihr Angebot auch in Schulen vor. Der Workshop erstreckt sich über einen Schulvormittag. Nach dem Prinzip des Stationenlernens durchlaufen die Kinder und Jugendlichen u.a. einen Rauschbrillenparcours und einen Wissenstest. An den anderen Stationen können sie alkoholfreie Drinks selbst mixen und bewerten sowie Slogans zum Thema Alkoholprävention entwickeln.

Erfahrungen von 2007 bis 2021

Leider wurden die Aktivitäten der Juice-Box im Jahr 2020 durch die Corona-Pandemie ausgebremst. Kein einziger Einsatz fand statt. Auch in 2021 läuft das Geschäft nur schleppend wieder an.

In den 12 Jahren zuvor aber blicken wir auf über 300 Veranstaltungen zurück. Dabei waren Jugendfestivals wie z.B. das „Go Ahead“, Konfirmandentage und diverse Schulfeste sowie Mithilfe bei der Gestaltung von Ferienspielaktionen in den Kommunen des Werra-Meißner-Kreises. Daneben tauchte die Juice-Box aber auch bei Dorf- und Stadtfesten, bei Jubiläen, der Kesperkirmes und der MINT-Messe in Witzenhausen, bei Aktivitäten des Bündnisses für Familien des WMK, bei Rad und Fun, Rad total, kirchlichen Gemeindefesten und bei anderen Sportveranstaltungen auf. Auch viele Kindergartenfeste gehörten zum Programm.

Foto: NH

Besonderer Höhepunkte und Herausforderungen war die Gestaltung des VIP-Empfangs anlässlich der Werra-Meißner-Tage 2007, 2009, 2011 und 2017.

In der Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen Richelsdorf waren wir regelmäßig zum Jahrestreffen Ehemaliger zugegen und beim Hoffest des Margot von Schutzbar Stiftes in Wommen, einer Einrichtung der Suchthilfe, war die Juice-Box Stammgast.

Auch den Selbsthilfetag des Werra-Meißner-Kreises, der alle zwei Jahre stattfindet, hat die Juice-Box regelmäßig mitgestaltet.

Elena Gress und Johanna Kwiatkowski mixen auf dem Schulhof zwischen OG und BG alkoholfreie Cocktails in der Juice Box

Seit 2008 gibt es eine enge Zusammenarbeit mit dem Projekt BOB der HNA bzw. der Werra-Rundschau. Das Projekt möchte junge Erwachsene unterstützen, eine Person aus ihrer Mitte auszusuchen, die für das sichere Fahren verantwortlich ist und auf den Konsum von alkoholischen Getränken verzichtet. Ziel der Aktion ist es, die Zahl der Verkehrsunfälle zu verringern, bei denen zu hoher Alkoholkonsum eine Rolle spielt.

Im Jahr 2010 wurde das Projekt Juice-Box Mitglied von EAD (European action on drugs), einem Netzwerkprojekt der europäischen Kommission, um dem Drogenmissbrauch auf europäischer Ebene noch geschlossener entgegentreten zu können. Das Projekt „Europäische Aktion Drogen“ wendet sich an gesellschaftliche Akteure und Persönlichkeiten in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten.

Foto NH

Ein besonderer Höhepunkt im Jahr 2010 war der Besuch der damaligen Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Frau Mechthild Dyckmans. Sie besuchte den Aktionstag der Anne-Frank-Schule in Eschwege und zeigte sich begeistert von den leckeren Cocktails der Juice-Box.

Einweihung des neuen Anhängers im Jahr 2017 Foto: NH

Im Jahr 2017 gab es einen großen Umbruch. Der alte Verkaufsanhänger erfüllte nicht mehr die Anforderungen des TÜV und konnte nicht mehr abgenommen werden.

Aber viele der Kooperationspartner und Veranstalter, mit denen wir in den vergangenen Jahren vertrauensvoll zusammengearbeitet haben, machten uns deutlich, dass die Juice-Box eine Institution im gesamten Kreis ist und vermisst würde, wenn es sie nicht mehr gäbe. Zudem sei sie ein Aushängeschild der suchtpräventiven Arbeit und weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt.

Daraufhin wurde die Finanzierung und der Umbau eines neuen Verkaufsanhängers sichergestellt, um das Projekt auch in Zukunft weiterführen zu können. Ein neuer Hänger wurde angeschafft, neu beklebt und das Mobiliar des alten wurde in den neuen Hänger übernommen.

Die Juice-Box hat mittlerweile mehrfach „Modell gestanden“ für die Schaffung anderer mobiler Cocktailbars wie in Fulda (www.saftwerk.eu) oder in Bad Hersfeld (Saftig).

Diese Sponsoren haben das Projekt im Laufe der Jahre finanziell unterstützt:

AOK Hessen
Bürgerstiftung Werra-Meißner
Evangelische Kirche von Kurhessen Waldeck
Jugendförderung des Werra-Meißner-Kreises
Lions Club Eschwege
Lions Club Hess.-Lichtenau
Lions-Club Eschwege-Werratal
Matthias-Kaufmann-Stiftung Hess.-Lichtenau
PSD-Bank Hessen Thüringen
Rotary-Club Eschwege
Sparda Bank Hessen
Stadtstiftung Eschwege
VR-Bank Werra-Meißner
Werra-Meißner Kreis

Die Personalkosten werden vom Werra-Meißner-Kreis, der Fachstelle für Suchthilfe und Prävention und dem Verkauf der Cocktails getragen.

Der Betrieb der mobilen Cocktailbar liegt in den Händen der Fachstelle für Suchthilfe und Prävention.
Kooperationspartner ist die Jugendförderung des Werra-Meißner-Kreises.

Das Projekt war ursprünglich auf zwei Jahre konzipiert. Vor Corona wurde im Jahr 2019 die 13. Saison beendet.